Es ist Ostern – Aufbruch ins
Leben. Gegen alle Widerstände: das Leben bricht sich Bahn. Die
Auferstehung Jesu ist das Fundament unseres Glaubens und die
Grundlage unserer Hoffnung – einer Hoffnung auch im tiefsten Leid.
Und diese Hoffnung setzt in Bewegung. Sie findet sich nicht ab mit
Not und Tod. Sie ruft heraus, so dass nicht die Aussichtslosigkeit
die Macht über uns gewinnt, sondern Zuversicht sich durchsetzt.
Krisenmüde und kriegserschüttert, wie wir angesichts des
unermesslichen Leids an so vielen Orten dieser Welt sind, setzt das
Osterfest innere Kraft frei und spricht den traurigen und
tieferschöpften Seelen dieser Tage Mut zu. Denn so groß ist die
Sehnsucht nach Aufbruch, Frühling, Freiheit. Nach innerer und
äußerer Befreiung zu unbeschwertem, unbedrohtem Leben. Nach neuem
Leben, neuer Hoffnung. Die Welt braucht einen Neuanfang, denn sie
muss anders werden. Menschlicher. Lebensnaher.
Ostern heißt: In der dunkelsten Nacht wird langsam das Licht
sichtbar. Ein unauslöschliches Osterlicht, ein Hoffnungsmut, der
uns aufrichtet – und mehr noch: der uns aufbegehren lässt gegen das
Dunkel der Nacht. Ostern heißt: Sich aufwecken lassen angesichts
der Bedrohungen unserer Demokratie. Ostern heißt: Aufstehen für ein
Ende von Krieg und Gewalt, für eine gerechte Gesellschaft, für die
Menschenwürde auch in unserem Land.
Ostern, das ist Aufbruch ins Leben. Ein einziger Appell, nach
draußen zu gehen. Heraus aus der Lethargie, aus der Resignation,
aus den gewohnten Kammern. Heraus in die Natur, das Licht, die
Welt, in die Begegnung. Nicht umsonst heißt Kirche auf Griechisch
„Ekklesia“ – die Herausgerufene. Wir sind herausgerufen zu zeigen,
was wir glauben und hoffen, als eine Bewegung der Herzen
aufeinander zu. Aufstehen im Namen des Auferstandenen und dabei
klar und deutlich Haltung zu zeigen für ein Leben in Würde, das
ausnahmslos jedem Menschen zusteht.
Ich wünsche mir, dass die österliche Zuversicht bis in die
entlegensten Winkel dieser Welt ihren Weg findet und wir alle
aufrecht und hoffnungsmutig bleiben. Aufgeweckt dem Leben die Hand
reichen, Hass und Gewalt die Stirn bieten. Dafür steht für mich in
diesem Jahr die Osterbotschaft. Also los, lasst uns rausgehen und
lasst der Hoffnung ihren Lauf!
Ich wünsche Ihnen frohe und lichte Ostern.
Bischöfin Kirsten Fehrs
|